Der Polarwirbel: Wie ein unsichtbares Kraftfeld das Wetter in der Schweiz, Deutschland und Österreich bestimmt


Der aktuelle Stand vom Polarwirbel.

Ein unsichtbares Phänomen mit gewaltiger Wirkung

Der Polarwirbel ist eines dieser meteorologischen Phänomene, das man nicht sehen, aber dafür umso stärker spüren kann – insbesondere im Winter. In der Schweiz, Deutschland und Österreich beeinflusst er nicht nur das Wetter, sondern auch die Schneemengen, die in den Alpen, im Mittelland oder in den Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald und dem Bayerischen Wald fallen. Wer den Polarwirbel versteht, versteht auch, warum es mal schneit wie aus Kübeln und dann wieder tagelang mild bleibt. Doch was genau ist dieser mysteriöse Wirbel, der unser Winterwetter in der Hand hält?


Was ist der Polarwirbel überhaupt?

Der Polarwirbel ist ein gigantisches Tiefdruckgebiet, das sich über den Polen bildet, wenn die Temperaturen im Winter drastisch sinken. Genauer gesagt gibt es zwei Polarwirbel: einen in der Troposphäre (der Wetterschicht in etwa 6 bis 10 Kilometern Höhe) und einen in der Stratosphäre (rund 30 Kilometer über dem Erdboden). Beide arbeiten wie Zahnräder ineinander, wobei der stratosphärische Polarwirbel oft die Zügel für unser Wetter in Mitteleuropa in der Hand hält.

In einem stabilen Zustand wirkt der Polarwirbel wie ein unsichtbares Schutzschild: Er hält die eiskalte Polarluft in den hohen Breitengraden gefangen. Der starke Jetstream, ein schnell fliessender Luftstrom, umrundet den Polarwirbel und verhindert, dass Kaltluft nach Süden entweicht. Doch dieses Schutzschild ist nicht immer unzerstörbar.


Wenn der Polarwirbel schwächelt: Kältewellen und Schneefälle in Mitteleuropa

Sobald der Polarwirbel an Stabilität verliert, kommt Bewegung ins Spiel. Meteorologen sprechen dann von einem gestörten Polarwirbel oder sogar einem Polarwirbel-Split. Bei diesem Phänomen kann sich der Wirbel in zwei oder mehrere kleinere Teile aufspalten. Die Folge? Die eiskalte Polarluft bahnt sich ihren Weg nach Süden – und trifft die Schweiz, Deutschland und Österreich.

Plötzliche Stratosphärenerwärmung: Das Startsignal für Wetterkapriolen

Eine der Hauptursachen für solche Störungen ist die sogenannte plötzliche Stratosphärenerwärmung (engl. Sudden Stratospheric Warming, SSW). Innerhalb weniger Tage kann sich die Stratosphäre über dem Nordpol um bis zu 50 °C erwärmen – eine gigantische Veränderung in der Atmosphäre. Diese Erwärmung schwächt den Polarwirbel, was wiederum das Wettermuster in Mitteleuropa drastisch verändert.

In der Schweiz, in Deutschland und in Österreich führt das häufig zu folgenden Szenarien:

  • Intensive Kältewellen: Eiskalte Luftmassen strömen über Mitteleuropa hinweg. Temperaturen im Flachland fallen weit unter den Gefrierpunkt, und selbst im Mittelland oder in Norddeutschland kann es tagelang frostig bleiben.
  • Schneefälle bis in tiefe Lagen: Die Kaltluft schafft perfekte Bedingungen für Schneefall. Während milde Winter oft nur die Alpen oder die Mittelgebirge mit Schnee versorgen, erleben wir bei einem gestörten Polarwirbel auch in tieferen Lagen und Großstädten wie Zürich, München oder Wien weisse Überraschungen.

Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit

Ein Blick in die Wetterchroniken zeigt, wie stark der Polarwirbel das Wetter in der Schweiz, Deutschland und Österreich beeinflussen kann:

  • Winter 2020/2021: Ein Polarwirbel-Split führte zu einer Kältewelle, die Mitteleuropa fest im Griff hatte. Die Schweiz erlebte massive Schneefälle, Deutschland versank regional im Schneechaos – besonders in Bayern und Sachsen – und Österreich meldete Rekordschneemengen in den Alpenregionen.
  • Winter 2017/2018: Das berühmte „Beast from the East“ – ein Spitzname für die sibirische Kaltluft, die nach Europa strömte – sorgte auch in Deutschland für extreme Temperaturen. In Berlin wurden Tiefstwerte von bis zu -15 °C gemessen, während in Österreich selbst tiefe Lagen wie Wien unter einer dicken Schneedecke verschwanden.
  • Winter 2009/2010: Ein weiteres Jahr, in dem der Polarwirbel schwächelte. Die Schweiz erlebte einen der schneereichsten Winter seit Jahrzehnten, in Deutschland brach der öffentliche Nahverkehr in vielen Regionen zusammen, und in Österreich mussten ganze Dörfer von der Aussenwelt abgeschnitten werden.

Warum der Polarwirbel für Mitteleuropa so wichtig ist

Der Einfluss des Polarwirbels auf das Wetter in der Schweiz, Deutschland und Österreich ist nicht zu unterschätzen. Während ein stabiler Polarwirbel für milde Winter sorgt, öffnet ein schwacher oder gespaltener Polarwirbel die Schleusen für arktische Kälte und Schneefall.

  • Schnee in den Alpen und Mittelgebirgen: Für Wintersportorte wie Zermatt, Garmisch-Partenkirchen oder Innsbruck ist der Polarwirbel ein entscheidender Faktor. Ein gestörter Polarwirbel kann für perfekte Schneebedingungen sorgen, während ein stabiler Wirbel oft mildere Temperaturen und Regen bis in mittlere Lagen bringt.
  • Wetterextreme im Flachland: Städte wie Zürich, München, Wien, aber auch Berlin oder Frankfurt profitieren ebenfalls von einem schwachen Polarwirbel – zumindest aus der Sicht von Schneeliebhabern. Wenn Kaltluft ins Land strömt, steigt die Wahrscheinlichkeit für Schneefälle im Flachland, was oft zu Verkehrschaos, aber auch zu winterlicher Idylle führt.

Der Klimawandel und der Polarwirbel: Eine explosive Mischung?

Der Klimawandel beeinflusst den Polarwirbel auf komplexe Weise. Die arktische Erwärmung schreitet doppelt so schnell voran wie im Rest der Welt. Das führt zu einer Verringerung des Temperaturunterschieds zwischen der Arktis und den mittleren Breiten – und genau dieser Unterschied hält den Polarwirbel normalerweise stabil.

Forscher vermuten, dass der Polarwirbel durch den Klimawandel instabiler werden könnte. Das bedeutet:

  • Mehr Kältewellen trotz globaler Erwärmung: Paradox, aber möglich. Ein instabiler Polarwirbel könnte häufiger für Kältewellen sorgen, obwohl die durchschnittlichen Temperaturen weltweit steigen.
  • Unberechenbare Winter in Mitteleuropa: Während einige Winter ungewöhnlich mild ausfallen, könnten andere von plötzlichen Kälteeinbrüchen geprägt sein. Diese Wetterextreme werden die Schweiz, Deutschland und Österreich gleichermassen betreffen.

Wie Meteorologen den Polarwirbel überwachen

Dank moderner Satelliten und Wettermodelle können Meteorologen den Zustand des Polarwirbels genau beobachten. Frühwarnsysteme erkennen Veränderungen in der Stratosphäre oft Wochen im Voraus, was präzisere Wetterprognosen ermöglicht.

Für Wintersportler, Landwirte und alle, die vom Wetter abhängig sind, sind diese Vorhersagen von unschätzbarem Wert. Wer weiss, ob der Polarwirbel stabil bleibt oder nicht, kann sich besser auf kommende Kältewellen oder milde Perioden einstellen.


Fazit: Der Polarwirbel – Der unsichtbare Architekt unseres Winters

Der Polarwirbel mag für viele unsichtbar und abstrakt erscheinen, doch seine Auswirkungen spüren wir in der Schweiz, Deutschland und Österreich jedes Jahr aufs Neue. Ob meterhoher Neuschnee in den Alpen, plötzliche Kältewellen im Flachland oder frostige Nächte in Berlin – der Zustand dieses atmosphärischen Giganten entscheidet oft darüber, ob wir einen weissen Winter geniessen oder bei milden Temperaturen auf Schnee warten müssen.

Mit dem Klimawandel im Hintergrund bleibt der Polarwirbel ein spannendes Forschungsfeld. Eines ist sicher: Der Polarwirbel wird auch in Zukunft das Wettergeschehen in Mitteleuropa prägen – mal gnadenlos kalt, mal überraschend mild.

[schnee_radar_multi]

Verpasse keinen Schnee mehr! Aktiviere meinen kostenlosen Whatsapp-Kanal