Der frühe Wintereinbruch am 12. September 2024 in der Tauernregion in Österreich hat die Menschen überrascht und für Aufsehen gesorgt. Schnee in den Alpen im September ist nicht ungewöhnlich, doch eine Schneefallgrenze von nur 500 Metern und mehr als 1 Meter Schnee in höheren Lagen sind eine Seltenheit.
Der folgende Bericht untersucht die historischen Wetterdaten, zieht Vergleiche zu anderen Ländern wie Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich, und analysiert, welche Auswirkungen ein so früher Wintereinbruch auf die Natur und die zukünftige Wetterlage hat.
Historischer Kontext und Normalität: Schnee im September in den Alpen
Schneefallgrenzen im September: Was ist üblich?
In den Alpen ist Schnee im September, insbesondere in höheren Lagen, kein aussergewöhnliches Phänomen. Die durchschnittliche Schneefallgrenze liegt um diese Zeit des Jahres jedoch üblicherweise zwischen 1.500 und 2.500 Metern. In den Hochalpen können die Temperaturen bereits im Spätsommer ausreichend kalt sein, um die ersten Schneefälle zu verursachen. Allerdings beschränkt sich dieser frühe Schnee meist auf die Gipfelregionen und erreicht selten die tieferen Lagen. Eine Schneefallgrenze von 500 Metern, wie sie am 12. September 2024 beobachtet wurde, ist daher äusserst ungewöhnlich. Ein solcher früher und tiefer Wintereinbruch deutet auf einen starken Kaltlufteinbruch hin.
Schneefälle in der Tauernregion
Die Tauernregion in Österreich, zu der auch das bekannte Wintersportgebiet Obertauern gehört, ist bekannt für frühe Schneefälle. Aufgrund ihrer Höhe und geografischen Lage kann es hier bereits im September zu den ersten Schneefällen kommen. Dass jedoch mehr als 1 Meter Schnee auf einmal fällt und die Schneefallgrenze auf 500 Meter sinkt, ist auch für diese Region bemerkenswert. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zwar einzelne frühe Wintereinbrüche, doch diese waren meist mit geringeren Schneemengen und höheren Schneefallgrenzen verbunden.
Vergleich mit anderen Ländern: Deutschland, Schweiz, Italien und Frankreich
Deutschland
In Deutschland sind frühe Schneefälle im September vor allem in den Alpenregionen Bayerns möglich. In den höheren Lagen, wie beispielsweise auf der Zugspitze, ist Schnee im September keine Seltenheit. Doch dass der Schnee bis in tiefer gelegene Gebiete auf 500 Meter fällt, kommt selten vor. Meistens bleibt es bei ersten Frostnächten und gelegentlichen Schneefällen in den Höhenlagen. Der aktuelle Wintereinbruch in der Tauernregion ist auch für deutsche Verhältnisse ein aussergewöhnliches Ereignis.
Schweiz
In der Schweiz, einem Land, das zu einem grossen Teil von den Alpen geprägt ist, sind Schneefälle im September oberhalb von 1.500 Metern durchaus möglich. Besonders in höheren Gebieten wie dem Engadin oder dem Wallis kann es zu früheren Schneefällen kommen. Eine Schneefallgrenze von 500 Metern ist jedoch sehr selten, selbst für die Schweiz. Normalerweise ist der September in tieferen Lagen noch eher herbstlich geprägt. Das jetzige Wetterereignis in der Tauernregion ist auch in der Schweiz als seltenes und bemerkenswertes Phänomen zu betrachten.
Italien
In Italien fällt Schnee im September normalerweise nur in den Hochalpen, insbesondere in den Regionen Trentino-Südtirol und Aostatal. Die niedrigen Alpenregionen und die Ebenen Norditaliens sind um diese Jahreszeit noch von milden Temperaturen geprägt. Schnee bis auf 500 Meter im September ist in Italien extrem selten. Die aktuelle Kaltfront, die Österreich betroffen hat, hat sich zwar auch auf die angrenzenden Regionen in Norditalien ausgewirkt, jedoch blieb der Schnee dort in den höheren Lagen.
Frankreich
In Frankreich kann es in den Hochalpen, beispielsweise in den Regionen um den Mont Blanc, bereits im September schneien. Ähnlich wie in den anderen Alpenländern ist eine Schneefallgrenze von 500 Metern jedoch äusserst ungewöhnlich. Die nördlichen und westlichen Alpenbereiche Frankreichs sind im September in der Regel noch von spätsommerlichen oder herbstlichen Bedingungen geprägt. Der jetzige Wettereinbruch in Österreich ist in seiner Intensität und Ausdehnung auch für die französischen Alpen bemerkenswert.
Was bedeutet ein so früher Wintereinbruch für die Natur?
Ein massiver Wintereinbruch im September hat erhebliche Auswirkungen auf die Natur und das Ökosystem.
1. Vegetation:
Die meisten Pflanzen, insbesondere in tieferen Lagen, befinden sich im September noch in ihrer Wachstumsphase. Ein plötzlicher und starker Schneefall kann zu Schäden an der Vegetation führen. Pflanzen, die noch Laub tragen, können unter der Last des Schnees brechen. Besonders gefährdet sind Obstbäume, die unter dem Gewicht des nassen Schnees Äste verlieren können. Auch Nutzpflanzen, die noch nicht geerntet wurden, können durch den Frost und den Schnee Schaden nehmen.
2. Tiere:
Die Tierwelt ist auf solch einen frühen Wintereinbruch meist nicht vorbereitet. Viele Tiere beginnen erst im Herbst, sich auf den Winter vorzubereiten, indem sie Futtervorräte anlegen oder sich ein Winterquartier suchen. Ein plötzlicher Kälteeinbruch kann das Nahrungsangebot drastisch reduzieren. Zugvögel, die sich noch auf ihrer Reise in den Süden befinden, können in ihrer Migration gestört werden, wenn sie auf ihrem Weg plötzlich mit winterlichen Bedingungen konfrontiert werden.
3. Wasserhaushalt:
Ein früher Wintereinbruch kann auch Auswirkungen auf den Wasserhaushalt haben. Der Schnee, der so früh fällt, bleibt in höheren Lagen liegen und bildet eine Schneedecke. Sollte dieser Schnee aufgrund milder Temperaturen später wieder schmelzen, kann es zu einem ungewöhnlichen Abflussverhalten in Flüssen und Bächen kommen. Dies kann lokal zu Hochwasser führen, wenn die Schmelzwasser in kurzer Zeit abfliessen.
4. Landwirtschaft:
Für die Landwirtschaft ist ein solch früher Wintereinbruch ein Problem. Viele Feldfrüchte sind noch nicht geerntet, und der plötzliche Frost und Schnee können die Erträge massiv schädigen. In höheren Lagen, wo Weidevieh gehalten wird, müssen Landwirte möglicherweise ihre Tiere früher als geplant in die Ställe bringen, um sie vor den winterlichen Bedingungen zu schützen.
Fazit: Ein aussergewöhnliches Wetterereignis mit weitreichenden Folgen
Der Wintereinbruch am 12. September 2024 in der Tauernregion und die ungewöhnlich tiefe Schneefallgrenze von 500 Metern sind ein seltenes Phänomen. Verglichen mit anderen Ländern wie Deutschland, der Schweiz, Italien und Frankreich zeigt sich, dass solch frühe Schneefälle in tieferen Lagen aussergewöhnlich sind. Für die Natur, Landwirtschaft und das tägliche Leben bringt ein so früher Wintereinbruch zahlreiche Herausforderungen und Veränderungen mit sich.
Die Natur muss sich auf die plötzlichen winterlichen Bedingungen einstellen, und viele Tier- und Pflanzenarten werden durch diese Wetterlage beeinflusst. Auch die menschlichen Aktivitäten, insbesondere in der Landwirtschaft und im Verkehr, müssen sich anpassen, um die Folgen dieses frühen Wintereinbruchs zu bewältigen.
Mit Blick auf die kommenden Tage bleibt die Wetterlage in den Alpen dynamisch. Während sich die Kaltfront langsam abschwächt, bleibt es abzuwarten, wie die Natur auf diese ungewöhnlich frühe Schneeepisode reagieren wird und welche langfristigen Auswirkungen sie mit sich bringen wird.
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